Mähdrescher richtig einstellen – aber wie?

Was die richtigen Einstellungen beim Mähdrescher sind, ist ein häufig diskutiertes und mit einer breit gefächerten Meinung behaftetes Thema. Denn nur mit optimalen Einstellungen arbeitet die Maschine effizient.

Autor: agriexperts, Fotos: Kirsten Müller, Robert-Aebi-Landtechnik

Welche unterschiedlichen Druschsysteme gibt es? Was sind nun optimale Einstellungen? Wer ist für die Einstellungen verantwortlich, und wer kann helfen, diese optimalen Einstellungen zu finden? Die Firma AgriExperts Consulting GmbH hat im Rahmen eines Expertenstammtisches des Bundesver­bandes Lohnunternehmen in Deutschland (BLU) zum Thema Effizienzsteigerung im Bereich Mähdrusch, Lohnunternehmern Rede und Antwort gestanden. Nachfolgend finden Sie eine kurze Zusammenfassung der behandelten Thematik.

Unterschiedliche Drusch- und Abscheidesysteme

Der Mähdrescher-Markt lässt sich in zwei Hauptkategorien unterteilen. Auf der einen Seite gibt es die klassischen Schüttler-­Mähdrescher, welche sich durch ihre gute Stroh­qualität auszeichnen, zugleich aber in der Restkornabscheidung leistungsbegrenzt sind. Auf der anderen Seite gibt es die Rotorsysteme, die für das höhere Leistungssegment ausgelegt sind und sich durch ihre hohe Durchsatzleistung und schonenden Drusch auszeichnen.

Im Bereich der Schüttler-Modelle gibt es weitere grundsätzliche Unterschiede bei den Dreschsystemen. Zu finden sind hier klassische Eintrommel-Dreschwerke, Dreschsysteme mit einer Vorbeschleunigertrommel, Dreschsysteme mit Zentrifugalabscheider und Dreschsysteme mit einer Kombination aus Beschleunigertrommel und Zentrifugalabscheider. Alle diese Dreschsysteme erfordern ein unterschiedliches Agieren der Fahrer bei der Mähdreschereinstellung, je nach Art des Dreschsystems, verbauten Komponenten und den jeweiligen Bestandsbedingungen.

Der Bereich der Rotorsysteme ist ebenfalls weiter zu unterteilen. Hier sind klassische Axial- Rotoren und sogenannte Hy­brid-Systeme zu finden. Die klassischen Rotor-Drescher arbeiten mit einem oder zwei Axialrotoren, welche als ein Aggregat gleichzeitig für Drusch und Restkornabscheidung zuständig sind. Diese Technik ist unter leichten Bestandsbedingungen in den Soja- und Maisanbaugebieten in den USA entstanden. Bekannt für ihre einfache Art der Einstellung, hat sich diese Technik auch zunehmend unter westeuropäischen Ernteverhältnissen etabliert. Die Hybrid-Mähdrescher sind eine durch westeuropäische Erntebedingungen geprägte Entwicklung und die Kombination aus einem tangentialen Dreschsystem und Axial-Rotoren zur Restkornabscheidung. Hohe Durchsatzleistungen und eine Vielzahl an Möglichkeiten zum Anpassen der Einstellungen an unterschiedliche Bedingungen zeichnen dieses System aus.

Alle am Markt verfügbaren Mähdreschermodelle, bieten bauart- und ausstattungsbedingt grundlegend unterschiedliche Einstellmöglichkeiten. Für die optimale Auslastung des jeweiligen Mähdreschers ist es für den Fahrer also unabdingbar, sein verbautes System zu kennen und die Arbeitsweise zu verstehen. Nur so kann der Fahrer durch Optimierung und Anpassung seiner spezifischen Einstellungen in Abhängigkeit von den Bestandsbedingungen das Optimum der installierten Leistung des Mähdreschers abrufen.

Mähdrescheroptimierung

Häufig sind dem Mähdrescherfahrer kleine, aber wichtige Details seiner verbauten Technik nicht bekannt. Dies führt oft aus Unwissenheit zu falschen Einstellungen. Des Weiteren sind sich viele Fahrer häufig unsicher bei der Optimierung oder dem Anpassen ihrer Einstellungen an die jeweiligen Bestandsbedingungen. Gerne wird daher auf die Grundeinstellungen der Hersteller vertraut. Da diese voreingestellten Werte allerdings oftmals weltweit gleich sind und nicht spezifisch an unterschiedliche Bestandsbedingungen angepasst sind, muss dies durch den Fahrer durchgeführt werden. Im Durchschnitt sind Fehleinstellungen am Dreschwerk die häufigsten und gleichzeitig gravierendsten Fehler der Mähdrescherfahrer, welche im nachfolgenden Prozess nicht mehr zu korrigieren sind. Der Korbabstand wird tendenziell bei vielen Maschinen zu eng gefahren und die Dreschtrommeldrehzahl zu hoch gewählt. Die Konsequenzen wirken sich direkt auf die Durchsatzleistung und Arbeitsqualität der Maschine aus. Eine zu hohe Dreschtrommeldrehzahl führt oft zu erhöhtem Bruch­kornanteil und einer Kurzstrohbelastung der nachfolgenden Aggregate. Diese sind dann der leistungsbegrenzende Faktor. Ein zu enger Korbabstand führt automatisch zu geringeren Durchsatzleistungen, da der Gutfluss negativ beeinträchtigt wird. Hier muss sich der Mähdrescherfahrer vor Augen führen, dass das Stroh und der Kornertrag von der gesamten Schneidwerksbreite (bis zu 14 m) auf eine Dreschtrommelbreite von circa 1,5 m zusammengeführt werden und anschließend, bei Stand­ardeinstellung, einen Korbabstand von circa 12 mm passieren müssen. Der ideale Korbabstand kann je nach Bedingung in der Praxis einfach anhand des Ausdruschs der Ähre beurteilt werden. Solange sich keine unausgedroschenen Körner in der Ähre im Strohschwad oder etwa im Korntank befinden, kann der Korbabstand, um den Gutfluss und somit die Leistung zu verbessern, weiter erhöht werden. Als Indikator für die korrekte Trommeldrehzahl zählen Gutfluss, Kurzstrohbelastung nach­folgender Aggregate und der Bruchkornanteil.

Fahrassistenzsysteme

Um Effizienz und Arbeitsqualität zu steigern und diese konstant durch Entlastung der Fahrer über die gesamte Kampagne auf einem gleichbleibend hohen Level zu halten, haben sich in den vergangenen Jahren Fahrassistenzsysteme in Form von Lenkautomaten, Vorfahrtsgeschwindigkeitsreglern und automatischer Mähdreschereinstellung im Markt durchgesetzt. Durch die Entlastung der Fahrer, das automatisch optimale Anpassen der Fahrgeschwindigkeit an die jeweiligen Bestandsbedingungen und die automatische Mähdreschereinstellung, können die gewünschten Anforderungen an Durchsatzleistung, Qualität und Verluste über die gesamte Kampagne, auch bei wechselnden Bedingungen erzielt
werden. Eine durchschnittliche Effizienz- beziehungsweise Durchsatzleistungssteigerung von bis zu 15 % sind auf den Einsatz von Fahrassistenzsystemen zurückzuführen.

Alle verfügbaren Fahrassistenzsysteme verschiedener Her­steller arbeiten mit entsprechenden Sensoren. Kameras beurteilen die Kornqualität und sind somit für die automatische
Dreschwerkseinstellung ausschlaggebend. Verlustsensoren bestimmen die Verluste und geben die Impulse zur Anpassung der Restkornabscheidungs- oder Reinigungseinstellung. Fahrassistenzsysteme jeglicher Art funktionieren immer nur so gut, wie der Fahrer die entsprechenden Sensoren kalibriert hat. Das korrekte Kalibrieren der unterschiedlichen Sensoren spielt eine entscheidende Rolle für die Arbeitsqualität der Systeme. Nicht kalibrierte Fahrassistenzsysteme führen nicht zum erwarteten Erfolg. Auch hier gilt: Der Fahrer muss die Funktionsweise der verbauten Fahrassistenzsysteme kennen und in der Lage sein, diese zu bedienen.

Aus- und Weiterbildung

Immer modernere Technik mit dementsprechend höherer installierter Leistung stellen in Hinblick auf das Thema Einstellung und Performance hohe Anforderungen an die Mähdrescherfahrer. Der entscheidende Faktor für die Leistung eines Mähdreschers sind die vom Fahrer vorgenommenen Ein­stellungen. Somit ist der Fahrer hauptverantwortlich für die Durchsatzleistung und Arbeitsqualität der Maschine. Kleine, aber wichtige Hinweise bei der Mähdreschereinstellung können enorme Auswirkungen auf die Effizienz der Maschine haben.

Das Thema Aus- und Weiterbildung im Bereich Mähdrusch ist häufig ein umstrittenes Thema, da in der Regel Mitarbeiter mit bereits vielen Jahren Druscherfahrung am Steuer der neuen Maschinen sitzen. Ob diese jedoch in der Lage sind, die volle Kapazität der Maschinen auszunutzen, wird oft nicht hinterfragt. Aufgrund der kurzen Einsatzzeit der Mähdrescher ist hier von Beginn an ein professionelles und leistungsorientiertes Agieren der Fahrer gefragt. Eine Schulung zum Verständnis und zur Bedienung der verbauten Technik ist im Bereich Mähdrusch somit unumgänglich. Aufgrund der wenigen Erntetage pro Jahr empfiehlt sich ebenfalls eine jährliche Auffrischung der Kenntnisse vor Beginn der Ernte.

Auf den Punkt

  • Fortschreitende Technologie stellt hohe Anfor­derungen an den Fahrer.
  • Die richtige Einstellung kann enorme Auswirkung auf die Effizienz der Maschine haben.
  • Fahrassistenzsysteme funktionieren nur so gut, wie der Fahrer die Sensoren kalibriert hat. 

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